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Gastbeitrag: Hans-Jürgen rollt
Ein Abenteuer rund um Albstadt auf der Schwäbischen Alb

Hallo zusammen,
vor kurzem ergab sich für mich die Möglichkeit, ein Zuggerät zu testen, was lag da näher, dieses direkt vor Ort auszuprobieren. Insofern möchte ich euch nun einladen, mit mir gemeinsam die schöne Region der Schwäbischen Alb auf einer Tour näher kennenzulernen, die uns im weiteren Verlauf durch verschiedene Ortsteile von Albstadt führen wird und in einem meines Erachtens beeindruckenden Finale endet. Seid ihr bereit, für eine kleine gedankliche Auszeit? Dann kann es auch schon direkt losgehen ...
Aber von Anfang an…
Nach dem Anbau und einer umfassenden Einweisung ging es nun, um sich behutsam mit der neuen Technik vertraut zu machen, in den Ortskern von Albstadt - Ebingen.
Dort setzte sich direkt zu Beginn der Tour der stadtbildprägende Bürgerturm in Szene, ein noch erhaltener Rest der ehemaligen Stadtbefestigung, denn die anderen Teile wurden im Laufe der Zeit abgetragen, um die damaligen Gräben um die Stadt aufzuschütten. Dieser Turm entstand um 1500 und diente zur damaligen Zeit auch als Gefängnis, um die „Ordnungswidrigkeiten“ der Ebinger Bürger zu ahnden. Heute ist in diesem Bauwerk der Deutsche Alpenverein untergebracht.

Nur unweit davon entfernt, befindet sich das Rathaus von Ebingen, ein Gebäude, dass mit dem wuchtigen Schaugiebel und zahlreichen Schmuckelementen einen besonderen Blickfang darstellt und in den Jahren 1912 bis 1913 im Reformstil mit Jugendstilelementen nach den Plänen des Stuttgarter Architekten Martin Elsässer erbaut wurde, wobei das heutige Erscheinungsbild auf den Einflüssen des damaligen Stadtbaumeisters basiert.

Bürgerturm Albstadt-Ebingen

Rathaus Albstadt-Ebingen

Martinsfruchtkasten & Herrschaftlicher Fruchtkasten

Bei diesem Rundgang fallen zwei weitere Gebäude ins Auge, der aus dem Jahre 1584 stammende sogenannte „Martinsfruchtkasten“, der früher als Zehntscheuer für den Dinkel diente. Ab 1900 diente das Gebäude auch als Hauswirtschaftsschule, die bis in die 1960er Jahre dort ansässig war. Dann wurde es bis vor kurzem noch von der Akademie des Handwerks genutzt, der aufgebrachte Schriftzug erinnert noch daran. Nicht minder interessant ist das benachbarte Gebäude, welches ebenfalls aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhundert stammt, der „Herrschaftliche Fruchtkasten“. Ein ehemaliger Kornspeicher, der von der württembergischen Obrigkeit genutzt wurde, heute ist u.a. das „Museum im Kräuterkasten“ untergebracht.


Es schloss sich nun eine längere Etappe an, die uns zu dem Ortsteil Margrethausen führt, zu einem weiteren historischen Monument mit einer sehr wechselvollen Geschichte – nämlich dem ehemaligen Franziskanerinnen – Kloster. Der Chronik zufolge wurde an diesem Ort bereits 1298 erstmals eine Schwesternsammlung errichtet und im weiteren Verlauf wurde durch den Ortsherren Konrad von Tierburg 1338 das Kloster gestiftet und im Folgejahr eingerichtet. Der dreißigjährige Krieg richtete schwere Beschädigungen an dem Ensemble an, jedoch 1707 erfolgte bereits der Kirchenneubau und mit der Einweihung des Klosterneubaus konnte das Klosterleben fortgesetzt werden.

Franziskanerinnen – Kloster in Margrethausen

Franziskanerinnen – Kloster in Margrethausen

Im Laufe der Zeit erfuhr das Bauwerk diverse Umbauten und nach der Säkularisation wurde auch die Klosterkirche und der Südflügel entfernt. 1811 erfolgte die endgültige Auflösung des Klosters und nach dem Verlassen der letzten Nonnen geriet die Geschichte des zweitältesten Monumentes in Albstadt allmählich in Vergessenheit. Nach einer langjährigen Nutzung als Schule werden die Räumlichkeiten heute durch das Ortsamt, der Feuerwehr und diversen Vereinen genutzt, sowie in einem geringen Teil durch die Kirche selbst.


In Lautlingen, ebenfalls ein Stadtteil von Albstadt, befindet sich ein weiteres Bauwerk mit historischer Bedeutung - das Stauffenberg – Schloss. Dieses aus dem Mittelalter stammende Gebäude war seit 1625 der Familiensitz der Herren von Stauffenberg. Die Widerstandskämpfer Bertold und Claus Schenk Graf von Stauffenberg verbrachten dort seit 1918 den größten Teil ihrer Kindheit und Jugend, darüber diente es 1943 für Graf Claus als Erholungsort nach seiner Kriegsverletzung. Seit den 1970er Jahren befindet sich das Schloss im Besitz der Stadt Albstadt und seit 2007 ist dort eine Dauerausstellung untergebracht, die das Leben und den Werdegang von Carl von Stauffenberg bis zum Widerstand gegen Hitler ausführlich dokumentiert.

Stauffenberg – Schloss in Lautlingen

Stauffenberg – Schloss in Lautlingen

Bei einer Runde durch das großzügige Schlossareal runden die weiteren Gebäude den äußerst gepflegten Eindruck dieser Gedenkstätte ab. Dabei fällt auch bei einem Blick durch einen Torbogen der Schlossmauer, bereits das nächste Ziel ins Auge – die römisch – katholische Pfarrkirche St. Johannes Baptista. Die heutige Hallenkirche wurde in den Jahren 1912 / 1913 an Stelle der durch ein Erdbeben stark beschädigten Dorfkirche errichtet, wobei der noch aus dem Jahre 1725 erhaltene Flankenturm in die Neukonstruktion integriert wurde. Bei genauem Hinsehen erkennt man am rechten Bildrand auch die Stauffenberg – Gedächtniskapelle, die anlässlich des Gedenkens an die Geschehnisse vom 20.07.1944 errichtet wurde.

Katholische Pfarrkirche St. Johannes Baptista in Lautlingen

Katholische Pfarrkirche St. Johannes Baptista in Lautlingen

Viadukt der Zollernalbbahn in Lautlingen

Kurz vor dem Verlassen des Stadtteiles passierte ich noch einen imposanten Blickfang – das Lautlinger Viadukt der Zollernalbbahn, welches in den Jahren von 1875 – 1878 aus heimischen Kalkstein errichtet wurde. Dazu ist das Lautlinger Viadukt die zweitgrößte Eisenbahnbrücke Württembergs und gleichzeitig auch einer letzten steinernen Bogenbrücken ihrer Art, die vor dem Materialwechsel auf Eisen und Beton entstanden sind. Insofern stellt es auch aus vielfältigen Aspekten ein Kulturdenkmal dar, dessen Erhaltung im öffentlichen Interesse liegt.


Mittlerweile war auf meiner Rundfahrt auch wieder Ebingen erreicht und ich setzte meine kleine Stadterkundung weiter fort, die mit der historischen Persiluhr in der Sonnenstraße beginnt und damit mit ihrem markanten Erscheinungsbild an die Werbung einer vergangenen Epoche erinnert.

Nur wenig später folgte ein Blick auf die Martinskirche, die durch den Neubau des großen Kirchenschiffs im Jugendstil in den Jahren 1906 bis 1907 ihr heutiges Aussehen erhielt. Einige Radumdrehungen weiter, war auch die Obere Vorstadt erreicht, wo eine sehr extravagante Bronzeskulptur – genannt Vogel Strauß – geschaffen von Miriam Lenk und ihrem Vater den Platz dominiert, bei einem zusätzlichen Blick aus entgegengesetzter Richtung, könnte ich mir gut vorstellen, dass diese Figur bei ihrer Aufstellung einige Diskussionen ausgelöst hat.

Historische Persiluhr in Albstadt-Ebingen

Martinskirche in Albstadt-Ebingen

Bronzeskulptur – Vogel Strauß – in Albstadt-Ebingen

Bronzeskulptur - Ludwig Spanagel - in Albstadt-Ebingen

Rathaus in Albstadt-Ebingen

Geschäftshaus vom Kaufmann Paul Gminde

Bei einer Stadterkundung darf die Erwähnung von Ludwig Spanagel nicht fehlen, dessen lebensgroße Bronzestatue in der Marktstraße an das Ebinger Original erinnert.Ludwig Spanagel lebte von 1845 bis 1918 und erlernte ursprünglich das Schuhmacher – Handwerk und wurde 1884 zum Ausrufer bestellt, wobei die Gans, die stets hinter ihm herwatschelte, bisweilen eine höhere Aufmerksamkeit genoss und seine Ausrufe stets mit einem Schnattern kommentierte.

Nach einem nochmaligen Blick auf das Rathaus aus einer anderen Perspektive, beschließt das repräsentative Geschäftshaus vom Kaufmann Paul Gminder in der Bahnhofstraße, den von Historie geprägten Rundgang durch Ebingen. Interessant ist dabei die Figur auf der Giebelspitze, zeigt sie doch den mit einem Fuß auf der Erdkugel stehenden Götterboten Hermes mit Glügelhelm und Stab, dem Gott des Handels.

Mit dem Verlassen des Ortskernes stand nun auch ein Szenenwechsel an und die Schwäbische Alb zeigte sich zu Beginn von ihrer besten Seite, denn bereits nach kurzer Wegstrecke bot sich bereits ein erster Fernblick auf Truchtelfingen und nur wenig später boten die Schönhaldenfelsen ein interessantes Motiv und viele weitere folgten im Anschluss.

Völlig entspannt zog mich das Zuggerät in immer höhere Lagen und die sehenswerten Ausblicke forderten immer wieder ein kurzes Innehalten, begleitet von einer spürbar wahrnehmbaren Entschleunigung. Auf gut ausgebauten Wegen bot die weitere Wegstrecke einen – meines Erachtens – fortwährenden Augenschmaus, ich denke, die eingestellten Bilder sprechen für sich. Die Regenfälle der letzten Tage trugen zwar ein wenig durch aufgeweichte Wege zu einem rustikalen Outfit bei, aber Kleidung kann man waschen – aber die Schönheit dieser Region bleibt nachhaltig in Erinnerung.

Schönhaldenfelsen

Endlose Weiten und Natur

Den Ausblick genießen

Traufgang auf der Schwäbischen Alb

Traufgang auf der Schwäbischen Alb

Dann war auch ein erster Zwischenstopp auf dem Weg zum Finale erreicht, der bei Albstadt – Onstmettingen gelegene 956 m Raichberg, der zugleich auch einen idealen Ausgangspunkt für Wanderungen darstellt. Dort ist auch das Wanderheim „Nägelehaus“ sowie der Raichbergturm zu finden, die beide zum Schwäbischen Albverein gehören. Der Turm, entsprechendes Wetter vorausgesetzt, ermöglich sogar einen Blick bis zu den Alpen.

Raichberg Albstadt – Onstmettingen mit Wanderheim „Nägelehaus“

Aber nun erfolgte die Schlussetappe zum etwas tiefer liegenden 913m hohen Zeller Horn, dass einen grandiosen Panorama - Ausblick auf die Burg Hohenzollern und das Albvorland bietet. Nicht umsonst gilt das Zeller Horn als einer der schönsten Aussichtspunkte dieser Region und ist meines Erachtens ein Muss für jeden Naturliebhaber. Auch ich konnte mich dieser Faszination nur schwer entziehen und genoss in aller Ruhe die verschiedenen Aussichten in unterschiedliche Richtungen, die auch Einzug in die Galerie hielten. Gleichzeitig stellte sich dabei auch eine besondere Freude ein, dass moderne Technik auch Rollstuhlfahrern diesen Genuss ermöglicht. Zum Schluss noch ein Bild der nahezu märchenhaften Burg Hohenzollern als würdiges Finale dieser Tour, die nochmals in den Mittelpunkt treten wird, aber das wird eine andere Geschichte …

Ausblick vom Zeller Horn

Blick auf die Burg Hohenzollern

In diesem Sinne, bleibt gesund und munter und genießt das Leben, so oft es geht.

Bis demnächst
Hans - Jürgen

Auch wir sagen: danke lieber Hans-Jürgen, dass du uns besucht und diese spannende Tour mit uns unternommen hast - dein AAT Team