
Tipps für sicheres Fahren im Rollstuhl
Stand: 19.08.2025, Lesezeit: 5 - 7 Minuten
Mobilität bedeutet für Rollstuhlfahrer Unabhängigkeit und Selbstbestimmung – doch der Alltag hält viele Herausforderungen bereit. Bordsteinkanten, Treppen, wechselnde Untergründe oder lange Strecken können schnell zu Gefahren werden, wenn Fahrtechnik, Sitzhaltung oder Hilfsmittel nicht optimal eingesetzt werden. In diesem Blog erfahren Sie praxisnahe Tipps und nützliche Hilfsmittel, die das sichere Fahren im Rollstuhl erleichtern, das Unfallrisiko reduzieren und die Selbstständigkeit im Alltag steigern.
Um Ihnen einen besseren Überblick zu geben, werden wir in diesem Beitrag detailierter auf die nachfolgenden Themen eingehen.
1. Einleitung: Sicherheit hat Priorität
Sicherheit im Rollstuhl ist die Grundlage für Selbstständigkeit – kleine Tipps und passende Hilfsmittel können Unfälle vermeiden.
Für viele Rollstuhlfahrer ist Mobilität die Basis für ein selbstbestimmtes Leben. Doch im Alltag lauern zahlreiche Herausforderungen: unebene Wege, Bordsteine, Treppen oder lange Strecken können gefährlich werden. Auch Begleitpersonen stehen oft vor der Belastung, den Rollstuhl sicher zu führen, ohne sich selbst zu überanstrengen.
Die gute Nachricht: Mit etwas Wissen, praktischen Routinen und den richtigen Hilfsmitteln lässt sich das Unfallrisiko deutlich reduzieren. In diesem Beitrag erfahren Sie, wie Sie Ihren Rollstuhl sicher nutzen – von der Sitzhaltung über Hindernisse bis hin zu Zubehör und Wartung.
1. Richtige Haltung für Komfort und Kontrolle
Eine stabile Sitzposition und sichere Handhabung erhöhen Kontrolle und reduzieren das Unfallrisiko.
Die Basis für sicheres Fahren beginnt bei der richtigen Haltung: Sitzen Sie aufrecht, die Füße sicher auf den Fußstützen, der Rücken fest an der Rückenlehne. So behalten Sie die Kontrolle über den Rollstuhl, besonders beim Bremsen oder in Kurven.
Auch die Handhabung des Rollstuhls ist entscheidend: Greifen Sie als Selbstfahrer die Räder oder als Begleitperson die Schiebegriffe kontrolliert, passen Sie Geschwindigkeit und Fahrweise an die Umgebung an. Auf engen Wegen oder in Menschenmengen empfiehlt es sich, besonders vorsichtig zu fahren und Hindernisse frühzeitig zu erkennen.
Praxis-Tipp: Wer regelmäßig längere Strecken fährt, profitiert von elektrischen Rollstuhlantrieben. Sie übernehmen einen Teil der Antriebskraft, entlasten die Arme und erhöhen gleichzeitig die Kontrolle, da Sie nicht permanent die Geschwindigkeit regulieren müssen.

Abbildung zeigt Zuggerät BATEC Air.
Tipps für eine korrekte Haltung im Rollstuhl:
Sitzposition:
- Sitzhöhe: Die Füße sollten flach auf den Fußstützen stehen, die Knie einen rechten Winkel (90 °) bilden, und ein kleiner Abstand zwischen Kniekehlen und Sitzvorderkante sollte vorhanden sein.
- Sitztiefe: So einstellen, dass der Nutzer mit aufrechter Haltung zwei Finger zwischen Sitz und Kniekehle platzieren kann.
- Rückenlehne: Stützt den unteren Rücken, ohne die Schultern zu belasten. Eine niedrige Lehne trainiert die Rückenmuskulatur, eine höhere Lehne bietet mehr Stabilität.
- Sitzfläche: Weder zu weich noch zu hart, um Druckstellen zu vermeiden und eine gute Druckverteilung zu gewährleisten.
- Armlehnen: Ober- und Unterarme sollten einen rechten Winkel bilden, um Nacken und Schultern zu entlasten. Ob Ihr Rollstuhl Armlehnen hat, hängt vom Typ und Einsatzzweck ab. Armlehnen erhöhen den Komfort, können aber die Bewegungsfreiheit einschränken. Für Nutzer, die aktiv selbst antreiben oder Sport machen, sind abnehmbare oder fehlende Armlehnen oft vorteilhaft.
- Sitzwinkel: So einstellen, dass der Nutzer aufrecht sitzt, ohne nach vorne oder hinten zu kippen.
Weitere Tipps für mehr Komfort und Sicherheit:
- Bewegung und Dehnung: Regelmäßige Positionswechsel und Dehnübungen fördern die Durchblutung und verhindern Druckstellen.
- Körpergewicht verteilen: Gleichmäßige Gewichtsverteilung auf der Sitzfläche reduziert Druckstellen.
- Aufrechte Haltung: Unterstützt die Atmung und beugt Überlastung des Rückens vor.
- Fußstützen: So einstellen, dass die Beine entlastet werden und die Füße flach aufliegen.
- Hilfsmittel: Ergonomische Sitzkissen und Rückenstützen verbessern die Sitzhaltung und reduzieren Druckstellen.
3. Treppen, Rampen und Bordsteine meistern
Treppen, Rampen und Bordsteinkanten sind im Alltag für viele Rollstuhlfahrer besondere Herausforderungen. Mit der richtigen Technik, etwas Übung und passenden Hilfsmitteln lassen sich diese Hindernisse sicher überwinden.
Im Alltag begegnen Rollstuhlfahrer häufig Bordsteinkanten, Rampen oder Treppen, die das Vorankommen erschweren können. Gerade Bordsteinkanten erfordern etwas Übung, da sie die Stabilität des Rollstuhls beeinflussen und die richtige Technik entscheidend ist.
Bordsteinkanten sicher überwinden:
- Anfahren im 90°-Winkel: Um die Stabilität zu gewährleisten, sollte die Bordsteinkante frontal und im rechten Winkel angefahren werden.
- Vorderräder anheben: Die Vorderreifen werden mit einem gezielten Stoß angehoben, um die Kante zu überfahren.
- Gewichtsverlagerung: Anschließend wird der Oberkörper nach vorne gelehnt, sodass die Hinterräder leicht über die Kante gezogen werden.
- Bei hohen Bordsteinen kann es sicherer sein, die Hinterräder zuerst über die Kante zu bringen. So wird das Kippen nach vorne reduziert, und der Kraftaufwand verteilt sich gleichmäßiger. Rückwärtsfahren ist oft einfacher, wenn eine Begleitperson den Rollstuhl stabilisiert oder schiebt, da die Sicht des Fahrers eingeschränkt ist.
Beim Herunterfahren gilt:
- Rollstuhl ankippen: Die Vorderräder werden leicht über den Bordstein gehoben.
- Kontrolliertes Absetzen: Die Hinterräder setzen zuerst auf, gefolgt von den Vorderrädern. Dabei sollte die Geschwindigkeit durch sanftes Bremsen reguliert werden.
- Vermeidung von abruptem Bremsen: Ein zu starkes Abbremsen kann den Rollstuhl destabilisieren und zu einem Kippen nach vorne führen.
Zusätzliche Tipps:
- Übung macht den Meister: Anfänger sollten das Überwinden von Bordsteinen zunächst an abgesenkten Kanten oder in geschützten Bereichen üben.
- Begleitperson: Besonders am Anfang kann eine zweite Person Sicherheit bieten und bei Bedarf unterstützen.
- Gefahrensituationen vermeiden: Achten Sie auf andere Verkehrsteilnehmer oder Fußgänger und planen Sie ausreichend Abstand ein.
- Technische Hilfsmittel: Spezielle Bordsteinrampen oder Zuggeräte erleichtern das Überwinden von Hindernissen und reduzieren körperliche Belastung.
Praxis Tipp: Wer regelmäßig Bordsteinkanten oder andere Hindernisse überwinden muss, profitiert von elektrischen Rollstuhlantrieben, da diese den Kraftaufwand verringern und zusätzliche Stabilität bieten. Für Treppen sind mobile Treppensteiger eine sichere Alternative.

4. Rollstuhlzubehör für mehr Sicherheit
Das richtige Zubehör kann die Sicherheit, den Komfort und die Mobilität im Rollstuhl deutlich erhöhen. Von Sitzkissen über Rampen bis zu Hilfsmitteln für die Begleitperson – die richtige Ausstattung macht den Alltag einfacher und sicherer.
Neben einer korrekten Haltung und der richtigen Fahrtechnik spielt das passende Zubehör eine große Rolle für die Sicherheit im Rollstuhl. Mit den richtigen Hilfsmitteln können alltägliche Herausforderungen wie Bordsteinkanten, unebene Wege oder wechselnde Wetterbedingungen besser gemeistert werden.
Wichtige Hilfsmittel im Überblick:
Sitzkissen: Ergonomische Rollstuhl-Sitzkissen verbessern den Komfort und unterstützen eine gesunde Sitzhaltung. Sie verteilen den Druck gleichmäßig, beugen Druckstellen vor und entlasten den Rücken. Verschiedene Materialien wie Gel- oder Schaumstoffkissen bieten je nach Bedarf unterschiedliche Polsterung und Stabilität.
Zusatzantriebe: Rollstuhlantriebe erleichtern die Fortbewegung auf längeren Strecken oder unebenen Untergründen. Sie reduzieren den Kraftaufwand für den Nutzer oder die begleitende Person und erhöhen gleichzeitig die Sicherheit beim Fahren.
Rollstuhlbekleidung und Witterungsschutz: Regen- oder Kälteschutz, Ponchos oder spezielle Fußsäcke halten trocken und warm. Sie sorgen dafür, dass die Mobilität auch bei schlechtem Wetter uneingeschränkt bleibt und die Sicherheit nicht beeinträchtigt wird.
Mobile Hilfsmittel für das Überwinden von Hindernissen: Mobile Rampen erleichtern das Überwinden von Bordsteinen, Stufen oder Schwellen. Sie sind besonders sinnvoll für öffentliche Gebäude, Hauseingänge oder beim Transport mit Fahrzeugen. In Kombination mit mobilen Treppensteigern wird der Rollstuhltransport noch sicherer und effizienter.
Sicherheitszubehör:
- Gurte, Kippstützen, Licht, Kissen und Polsterungen erhöhen die Stabilität und Sichtbarkeit.
- Zusätzliche Halterungen wie Stock- oder Taschenhalter sorgen dafür, dass Gegenstände sicher verstaut werden können.
- Kopfstützen oder spezielle Rückenstützen bieten zusätzliche Stabilität für längere Fahrten.
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5. Wartung und regelmäßige Checks
Ein Rollstuhl ist täglich im Einsatz – sei es beim Einkaufen, in der Freizeit oder auf dem Weg zur Arbeit. Damit er jederzeit sicher funktioniert, sind regelmäßige Wartung und Checks unerlässlich.
Wichtige Punkte für die Kontrolle:
- Reifen und Räder: Prüfen Sie den Luftdruck und die Abnutzung der Reifen. Abgenutzte Reifen oder schwergängige Räder erhöhen die Sturzgefahr.
- Bremsen: Bremsen sollten fest greifen und leichtgängig bedienbar sein.
- Sitz und Polster: Kontrollieren Sie Sitzkissen, Rückenlehnen und Gurte auf Beschädigungen.
- Elektronische Hilfsmittel: Bei Mobilitätslösungen wie Zusatzantrieben, Schiebe- und Bremshilfen oder Zuggeräten sollte regelmäßig die Akkuleistung geprüft und eine sichere Befestigung kontrolliert werden. Bitte beachten Sie hierzu auch die Angaben in der Bedienungsanleitung des jeweiligen Herstellers.
- Sauberkeit: Schmutz oder Ablagerungen können bewegliche Teile blockieren. Regelmäßiges Reinigen sorgt für reibungsloses Fahren.
Praxis-Tipp: Führen Sie eine Checkliste für wöchentliche und monatliche Kontrollen. So behalten Sie Sicherheit und Komfort im Blick – und können potenzielle Probleme frühzeitig erkennen.
6. Fazit: Sicherheit steigert Selbstständigkeit
Wer seinen Rollstuhl richtig nutzt, auf Haltung, Fahrtechnik und Hilfsmittel achtet, fährt sicherer und selbstständiger – und kann den Alltag deutlich einfacher gestalten.
Sicherheit im Rollstuhl ist kein Selbstzweck, sondern ein entscheidender Faktor für Unabhängigkeit und Lebensqualität. Wer auf die richtige Sitzhaltung, Fahrtechnik und geeignete Hilfsmittel achtet, reduziert Unfallrisiken und kann selbstbewusst und mobil am Alltag teilnehmen.
Praktische Hilfsmittel wie Rollstuhlantriebe, Brems- und Schiebehilfen, mobile Treppensteiger oder mobile Rampen erleichtern das Fahren in Innen- und Außenbereichen. Gleichzeitig sorgen ergonomische Sitzkissen, Rückenstützen oder Gurte dafür, dass Haltung und Komfort nicht zu kurz kommen.
Zusätzlich können Fahrsicherheitstrainings für Rollstuhlfahrer die Selbstständigkeit deutlich steigern. In solchen Trainings lernen Selbstfahrer und Begleitpersonen den sicheren Umgang mit Hindernissen, Bordsteinen, Rampen oder wechselnden Untergründen.
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